Maria
, 31

Assistenzärztin in einem Spital, Zürich

Ich habe vor zwei Monaten zum ersten Mal MDMA konsumiert. Als Ärztin ist mir bewusst, welche Wirkung verschiedene Substanzen im Körper haben. Angst habe ich darum keine. Ich bin psychisch stabil und gehöre zu keiner Risikogruppe. Ich war schon immer neugierig, hatte aber bisher nie die Chance, MDMA zu probieren. Zwar hätte es im Ausgang schon früher Gelegenheiten gegeben, aber ich empfinde einen Club nicht unbedingt als safe space, darum kam das für mich nie in Frage.

Vor zwei Monaten war ich zum dreissigsten Geburtstag einer Freundin eingeladen. Ihr Freund hatte für sie einen Rave in einer Berghütte organisiert. Wir feierten vor einer imposanten Bergkulisse, der Ort war schön dekoriert und den ganzen Tag über legten DJs auf. Ich kannte viele der Gäste und fühlte mich wohl.

Am Samstagnachmittag wurden wir irgendwann auf die Tanzfläche gerufen und Wali, einer der Gäste, verkündete, dass er eine MDMA-Bowle mitgebracht hatte. Er bot an, dass alle, die wollten, mitmachen konnten.

Die Gastgeber machten klar, dass sich niemand gezwungen fühlen sollte. Sie wollten aber lieber offen darüber sprechen, damit sich später niemand unwohl oder ausgeschlossen fühlte. Für mich war sofort klar, dass ich mitmachen wollte.

Wali ist Arzt, ein erfahrener Konsument und bot an, um vier Uhr hinter dem Haus für Fragen zur Verfügung zu stehen. Ich nahm Walis Angebot an und setzte mich zusammen mit einigen anderen Gästen mit ihm hinters Haus. Manche stellten Fragen zu möglichen Nebenwirkungen und Risiken, mich interessierte vor allem, wie es sich anfühlen würde. Wali informierte uns, wie lange es dauern würde, bis die Wirkung einsetzte. Er erklärte, dass anfangs eine innere Nervosität, etwas Herzklopfen oder ein leichtes beklemmendes Gefühl aufkommen könne. Man solle sich dem Gefühl hingeben, tief einatmen und alles geschehen lassen. Dann rechnete Wali mit jedem von uns die passende Dosis aus.

Eine Stunde später sassen wir alle zusammen auf der Terrasse und Wali reichte jedem sein Becherchen. Das war ein super Moment! Wir prosteten einander feierlich zu und mir gefiel, dass wir so offen darüber sprachen und dass ich nicht alleine «die Neue» war. Etwa zehn bis zwölf Neulinge waren dabei. Auch die, die nichts nehmen wollten, standen dabei, stellten uns Fragen oder schauten neugierig zu.

Wie es war? Unglaublich. Ich erinnere mich, dass irgendwann alles zu strahlen begann. Das Licht wurde goldig, die Berge leuchteten, die Glitzerdeko tanzte im Wind, die Musik wurde intensiver und alles, was ich anfasste, jagte mir einen wohligen Schauer durch den Körper. Am beeindruckendsten war aber das Gefühl von grenzenloser Verbundenheit mit allen Menschen. Viele kannten und mochten einander sowieso, aber jetzt strahlten wir einander richtig an. Weil wir es zusammen konsumiert hatten, fühlten alle gleichzeitig dasselbe – das war toll. Schön fand ich, dass auch die Nüchternen einbezogen waren.

Manche kamen zu mir und fragten mich aus: «Wie fühlst du dich?» Wali kam immer wieder zu mir und fragte mich, wie es mir ging. Er war selber high, aber ich glaube, alle Neulinge fühlten sich dank ihm sehr sicher und aufgehoben.

Das Herunterkommen fand ich eigentlich genauso schön wie den Rest. Die Musik und das Licht wurden irgendwann weniger intensiv und das Strahlen nahm langsam ab. Ich wurde müder, aber die Verbundenheit mit den Leuten blieb.

Mein Freund hatte nichts genommen. Er mag psychoaktive Substanzen nicht so. Er hat auch schon MDMA probiert, sagt aber, dass er sich danach beklemmt und unwohl fühlt. Das kann ich gut verstehen, denn das ist ja eine häufige Nebenwirkung. Aber mir ging es überhaupt nicht so.

In den letzten Wochen dachte ich immer wieder an einzelne Momente dieses Abends. Obwohl mich in der Woche nach dem Fest eine stressige Woche im Spital erwartete, zehrte ich von dem Erlebnis und fühle mich bis heute richtig beflügelt. Und es macht Spass, sich mit anderen Leuten, die dort waren, gemeinsam an diesen Abend zu erinnern – vor allem mit jenen, die auch zum ersten Mal konsumiert haben.

Im Spital weiss ich von manchen Kolleg:innen, mit denen ich ein vertrautes Verhältnis habe, dass sie auch konsumieren. Manche interessieren sich auch aus medizinischer Sicht dafür – Wali zum Beispiel, oder ein befreundeter Psychiater. Im Studium waren psychoaktive Substanzen überhaupt kein Thema, auch deren therapeutisches Potenzial wurde nie thematisiert.

Als ich auf der Notfallabteilung arbeitete, kam ich beruflich immer wieder mit Konsument:innen in Berührung, allerdings erst, wenn etwas nicht mehr gut war. Einmal hatten wir zwei junge Frauen auf dem Notfall, die zu viel LSD genommen hatten. Sie wurden von Freunden eingeliefert und nahmen uns die ganze Station auseinander. Das war abenteuerlich. Sonst gibt es vor allem Fälle von Kokain-Überkonsum.

Ich finde nicht, dass alle Substanzen einfach offen zugänglich sein sollten. Manche sind dazu viel zu gefährlich. Aber es wäre wichtig, Konsument:innen besser aufzuklären, differenzierter über Substanzen zu sprechen und die Herstellung und den Verkauf zu regulieren.

Und jetzt? Mein erstes Mal MDMA hat auf alle Fälle Lust auf mehr geweckt. Vor Substanzen wie Kokain oder Ketamin habe ich Respekt – da gibt es ein Risiko, abhängig zu werden. Aber halluzinogene Substanzen würden mich schon sehr interessieren. Vor allem LSD.

Text: Elle
Bild: KI-generiert von Levin

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Eine Veranstaltungsreihe von substanzielles.ch, der Photobastei und der Gesellschaft zur Erweiterung des Bewusstseins. Jeden letzten Mittwoch im Monat in Zürich.

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