Alex
, 46

Psychiater, Zürich

Ohne Drogenkonsum gäbe es keine Technoszene. Das so zu sagen ist eigentlich schon ein Tabu. Doch wer das verneint, der ist unehrlich. Die Technoszene ist eine Art westliches Ritual, das einen Zustand von Trance herbeiführt. Bewusstseinserweiternde Substanzen ermöglichen und fördern das. Sie sind ein integraler Teil davon.

Ich habe Familie, wenig Zeit und nehme heute darum relativ selten Drogen. Wenn, dann konsumiere ich an ausgewählten Partys und gehe mit guten Freunden an dayraves. Dort nehme ich LSD, MDMA, Ketamin oder 2C-B. Das bedeutet für mich Lebensfreunde, Ekstase, und Hedonismus. Damit pflege ich auch soziale Kontakte.

Ein- oder zweimal pro Jahr mache ich einen Ayahuasca-Retreat. Das ist ein zoom out aus dieser Welt, wo ich, verstärkt durch die Substanz, einen tieferen Bezug zu mir selbst finde. Ich kann meine Gefühle analysieren und verstehen.

Mein Drogenkonsum ist weitgehend geplant, oder, besser gesagt, orchestriert: Wann nehme ich was und wie wirkt es? Es muss in meine beschränkten Zeitfenster gut reinpassen. Nach dem Konsum von MDMA fühle ich mich zum Beispiel oft drei Tage down. Das plane ich ein.

Hätte ich diese Erfahrungen nicht, würde mir langfristig etwas fehlen. Es sind andere Realitäten, die manchmal spannender sind als die Normalität. In diesen Lebensräumen, die sehr eng mit Techno verbunden sind, erlebe ich in extrem kurzer Zeit extrem viel. Da komme ich mit neuen Wahrnehmungen der Realität und neuen Perspektiven auf die Welt zurück. Das ist einzigartig.

Ich bin Psychiater und ich sehe in meinem Beruf grosses Potenzial für die Anwendung von heute illegalen, psychoaktiven Substanzen. MDMA zum Beispiel ist bei der Behandlung von Traumata sehr vielversprechend, oder auch Psilocybin bei der Behandlung von Depressionen. Die Forschung dazu holt gerade auf.

Solche Substanzen wären eine gute Ergänzung zu den Antidepressiva, die ich heute oft verschreibe. Die sind für bestimmte Krankheitsbilder matchentscheidend, werden aber auch manchmal falsch oder zu oft verschrieben.

Wenn die Risikobeurteilung souverän gemacht ist, empfehle ich jedem Menschen, einmal MDMA mit einer normalen Dosierung zu nehmen, vielleicht 120 Milligramm, und auch einmal LSD in einer hohen Dosierung, vielleicht 150 Mikrogramm. Sie können game changer sein. Gerade LSD kann so viel bewegen und shiften.

Psychedelika haben die Macht, das psychische Wohl des Menschen zu verbessern. Sie öffnen einfach Horizonte. Das kann nur gut sein. Sie geben dir die Möglichkeit, aus beengenden Denkmustern auszubrechen. Aber Achtung: Sie sind auch eine Bedrohung für das soziale und kapitalistische Zusammenleben!

Ich selbst bin zu Substanzen über Freunde gekommen. Ich habe viel gekifft in der Jugend, schon mit 13 oder 14 Jahren. Ein wichtiges Erlebnis hatte ich mit 16 Jahren. Mit Freunden habe ich an einem See Psilocybin probiert, bei Sonne, Bergkulisse und Musik. Ich nahm die enorme Schönheit der Existenz wahr. Das war schon fast ein mystisches Erlebnis.

Damals habe ich mich mit Religion, Spiritualität und Psychologie beschäftigt und das passte sehr gut dazu. Die weitere Palette ist dann über die Musik und durch Freunde in der Goa- und Technoszene dazugekommen. Während meines Medizinstudiums habe ich dann fast zehn Jahre lang mehr oder weniger Pause gemacht.

Ich habe wenige Dogmen. Ich versuche auch gegenüber Substanzen keine zu haben. Ich habe immer versucht, sie differenziert anzuschauen. Wie schädlich sind sie? Kokain zum Beispiel macht Spass, aber auch vieles kaputt und ist auch psychisch schädlich. Opioide sind für mich ein no go. Auch Methamphetamin und so: Das sind pure Zerstörungssubstanzen.

Mein Vater hat als Arzt am Platzspitz gearbeitet. Das haben wir offen und liberal diskutiert. Er hat mich auch einmal mitgenommen – weit sind wir nicht gekommen. Das war crazy. Das war pures Elend. Ich habe früh begriffen: Das ist des Teufels. Psychedelika hingegen fördern die Neuroplastizität und machen nicht abhängig.

Die Illegalität war mir schon immer total egal. Die Obrigkeit bestimmt etwas und ich sehe nicht ein, warum ich mich daranhalten sollte. Es geht um die Moral: Schade ich damit jemandem, oder nicht? Das ist Eigenverantwortung! Da brauche ich keinen Staat dazu. Ich mache schliesslich nichts Verwerfliches.

Text: Luis
Bild: KI-generiert von Levin

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Eine Veranstaltungsreihe von substanzielles.ch, der Photobastei und der Gesellschaft zur Erweiterung des Bewusstseins. Jeden letzten Mittwoch im Monat in Zürich.

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