Julia
, 44

Führungsperson bei einem Unternehmen, Lausanne (VD)

Ich arbeite in einer Führungsposition bei einer grossen Firma. Dass ich Karriere machen will, wusste ich schon als Kind. Ich stamme aus einem armen Elternhaus und musste schon mit zwölf arbeiten, wenn ich mir etwas leisten wollte. Darum war mir schon immer klar, dass ich es einmal bequemer haben wollte als meine Eltern.

Heute arbeite ich viel, bin ehrgeizig, meine Karriere war mir schon immer wichtig. Und weil ich so viel arbeite, gönne ich mir gelegentlich eine Belohnung.

Ich konsumiere gerne, aber mein Alltagsleben hat immer Vorrang. Wenn ich am Montag eine wichtige Präsentation halten muss oder mit meiner Tochter Programm habe, konsumiere ich am Wochenende nichts. Ich würde auch nie konsumieren, um besser arbeiten zu können. Substanzen sind für mich im Arbeitskontext tabu.

Auch Koks ist überhaupt nicht mein Ding. Viel lieber sind mir LSD und Ecstasy. Damit spüre ich eine starke Verbindung zu anderen, fühle mich fröhlich, leicht, kann meine Alltagssorgen vergessen.

Mein Konsum lässt das Kind in mir aufleben und dazu gehört auch das ganze Drumherum, der Glitzer, das Verkleiden. Das macht das Leben würzig. Es ist das Salz in der Suppe, es gibt mir viel Energie.

Ich würde sagen, dass ich dank den Erlebnissen mit diesen Substanzen zu einem besseren Menschen geworden bin. Ich bin empathischer, habe einen grösseren Horizont, bin offener und auch spiritueller geworden. Für mich ist das der Hauptgrund, warum ich konsumiere. Dieses Gefühl «to be one». Ich konsumiere nie alleine, sondern immer nur mit lieben Menschen zusammen. Dank den Substanzen werden wir Teil von etwas Grösserem, einer Gemeinschaft.

Praktisch alle meine Freund:innen konsumieren. Ausser ein paar alte Schulfreund:innen kenne ich kaum jemanden, der nicht konsumiert. Das sind lauter Leute, die mitten im Leben stehen. Sie haben gute Jobs, sind Chef:innen, Ärzt:innen, Informatiker:innen, Eltern.

Wobei ich sagen muss, dass ich mehr Papis als Mamis kenne, die dem Konsum treu bleiben. Frauen, die Kinder kriegen, widmen sich wohl häufiger nur noch der Mutterrolle. Das sage ich, ohne zu werten, aber ich bin da schon eher die Ausnahme. Für mich war immer klar, dass ich als Mutter weder meine Arbeit noch mein Partyleben aufgeben würde. Das hätte mich nur unglücklich gemacht.

Ich wünsche mir, dass meine Tochter eines Tages sagt, dass ich eine starke Frau bin, die ihr eigenes Leben führt und die immer für sie da ist, sich aber nie für sie aufgegeben hat.

Wenn ich konsumiere, vergesse ich meistens, dass ich etwas Illegales mache. Aber wenn es zum Beispiel eine Polizeikontrolle gibt, dann denke ich sofort an meine Tochter, kriege Panik, dass sie mich einbuchten oder dass die KESB kommt. Das stresst mich schon. Dann sage ich mir, dass ich nur kleine Mengen dabeihabe und dass meine Gedanken nicht rational sind.

Ich finde, man sollte alle Substanzen legalisieren. Das hätte nur Vorteile. Der Staat könnte damit verdienen, die Qualität sicherstellen und regulieren.

In meiner Firma weiss man, wer zur Partycrew gehört und wer nicht. Man hat sich entweder schon getroffen, oder vielleicht einmal erwähnt, wohin man am Wochenende geht. Konsum ist aber kein Thema, das hat bei der Arbeit keinen Platz.

Einmal habe ich in einem Club einen neuen Mitarbeiter getroffen, den ich vor einer Woche frisch angestellt hatte. Meine Pille begann gerade einzufahren und ich versteckte mich an der Bar. Er war überhaupt nicht der Typ dafür und war wohl zufällig dort gelandet, weil er neu in der Stadt war. Zum Glück hat er mich nicht gesehen. Das wäre schrecklich unangenehm gewesen.

Ich wusste schon als Teenager, dass ich an den Schrauben der Wahrnehmung drehen will. In mir war schon immer diese grosse Neugierde – gepaart mit wenig Angst. Ich trank fast keinen Alkohol, dafür habe ich Trips geschmissen. Das bereue ich bis heute nicht! Mit 14 war ich sehr unsicher und mich plagten viele Selbstzweifel.

Die MDMA-Trips haben mir gezeigt, dass ich mich auch anders fühlen konnte. Ich habe diese allumfassende Liebe entdeckt und habe gelernt, echtes Mitgefühl zu empfinden – zu anderen Menschen, aber auch zu mir selbst. MDMA ermöglichte mir ein liebevolles Annehmen meiner dunklen Seiten. Nach und nach habe ich gelernt, dieses Gefühl in den Alltag mitzunehmen. Ich bin bis heute froh, dass ich so früh damit angefangen habe.

Trotzdem macht es mich nervös, wenn ich mir vorstelle, dass meine Tochter bald anfangen könnte zu konsumieren. Sie ist jetzt acht Jahre alt. Ich würde mir riesige Sorgen machen. Bis jetzt weiss sie nur, dass ich gerne Party mache. Sie war auch schon an Dayraves dabei, wenn ich wusste, dass es für sie ein gutes Umfeld ist. Sie tanzt gerne und will schon DJ werden, weil sie das cool findet. Ihr zweiter Traumberuf ist allerdings Polizistin, das könnte noch zu einem Problem werden.

Eines Tages werde ich ihr davon erzählen. Ich werde ihr erklären, dass es lustig sein kann, aber dass man seine Lebensziele nie aus den Augen verlieren sollte. Substanzen sind wie Sex. Sie machen das Leben schöner, aber sie sind nicht Lebensinhalt. Sie sind Geschenke der Natur – oder der Chemiker. Wir sollten uns daran erfreuen, aber unsere Grenzen kennen.

Text: Elle
Bild: KI-generiert von Levin

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Eine Veranstaltungsreihe von substanzielles.ch, der Photobastei und der Gesellschaft zur Erweiterung des Bewusstseins. Jeden letzten Mittwoch im Monat in Zürich.

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