Hauswart und Ex-Profisportler, Zürich
Als Kind hatte ich sehr viel Energie. Die Schulzeit war Horror für mich. Als ich sieben Jahre alt war, erhielt ich die Diagnose ADHS und bekam für zwei Jahre Ritalin. In der Lehre fing ich an zu kiffen und plötzlich wurde ich ruhiger. Ich konnte mich besser konzentrieren und fokussieren. Alles wurde einfacher für mich – auch die Lehre.
Ich bin in Bern aufgewachsen und machte eine Ausbildung als Autolackierer. Nach der Lehre habe ich mein Hobby, das Snowboarden, zum Beruf gemacht. Auf der Piste konnte ich mich austoben, mein ADHS war auf dem Brett nicht mehr so präsent. Zudem reizte mich die Szene – damals war Snowboarden ja ein eigener Lifestyle. So stieg ich direkt nach der Lehre aufs Brett und wurde professioneller Snowboarder. Bald hatte ich Sponsoren und fuhr Weltcups. Zuerst wohnte ich im Berner Oberland, dann im Engadin, bis ich schliesslich nach Zürich gezogen bin. Die Skigebiete waren von da aus gut erreichbar und der Flughafen war in der Nähe. Ich war in dieser Zeit oft im Ausland unterwegs.
Mit 28 wurde ich langsam zu alt für den Profisport und ich begann, als Monteur im Innenausbau zu arbeiten. Mit 30 kamen die Kinder, gleichzeitig übernahm ich viel Verantwortung bei der Arbeit und stand zunehmend unter Leistungsdruck.
Als mein Sohn drei und meine Tochter zwei Jahre alt waren, wurde bei meiner damaligen Frau Krebs diagnostiziert. Das traf uns hart. Sie musste sich mehrmals operieren lassen und ich begann, wie ein Roboter zu funktionieren. Ich hatte keine Zeit mehr für mich und meine Interessen. Zeichnen, Musik auflegen und Sport – nichts lag mehr drin. Ich war auch unentspannt meinen Kindern gegenüber, mir fehlte einfach die Energie. In dieser Zeit trank ich viel Alkohol. Mit meinen Freunden ging ich mindestens einmal pro Woche Rauschtrinken.
Anderthalb Jahre nach der Diagnose bin ich zusammengebrochen. Ich fiel in eine Depression, war antriebslos und wollte nur noch schlafen. Eine Psychotherapeutin verschrieb mir Antidepressiva. Es war ein Auf und Ab. Meiner Frau ging es ebenfalls nicht gut, wir wechselten uns beide mit depressiven Phasen ab.
Vier Jahre nach der Diagnose erholte sie sich vom Krebs – und ich landete in der Klinik. Dort fing ich endlich wieder an, mich gesund zu ernähren, Sport und Yoga zu machen. Alkohol trank ich nicht mehr und auch mit dem Kiffen hörte ich auf. Doch mit der Zeit realisierte ich, dass ich durch die Behandlung mit verschiedenen Psychopharmaka nie ganz gesund werden würde. Es musste doch einen anderen Weg geben!
Also begann ich, mit anderen Substanzen zu experimentieren. Ich versuchte natürliche Stimmungsaufheller wie Johanniskraut und nahm an einer Kakao-Zeremonie teil. Schliesslich probierte ich LSD und ich wusste sofort: Genau das ist es! Nach sechs Jahren Depression fühlte ich mich zum ersten Mal wieder vital! Ich merkte, wie alles miteinander verbunden ist; dass alles viel grösser ist, als ich es mir jemals hätte vorstellen können! Das änderte alles, ich spürte wieder neuen Lebensmut. Von diesem Moment an wusste ich, dass LSD mir weiterhelfen konnte und ich wollte es unbedingt in Begleitung eines Psychiaters probieren.
Mit meiner behandelnden Psychologin war es schwierig, darüber zu reden. Ich merkte, dass sie zu psychoaktiven Substanzen keinen Zugang hatte. Also schrieb ich Franz Vollenweider, der damals an der psychiatrischen Uniklinik PUK zu Psychedelika forschte. Ich schrieb ihm, dass mich das Thema micro dosing interessierte und dass ich damit meine Depression behandeln wollte. Er schrieb mir umgehend zurück und lud mich zu seiner Studie mit insgesamt 60 Probanden ein. 30 Personen bekamen eine hohe Dosis Psilocybin, weitere 30 Personen ein Placebo. Die Studie ging von der These aus, dass eine einmalige, hochdosierte Einnahme einen positiven Effekt auslöst, der über einen Monat andauert und weitere Medikation obsolet macht.
Während dieses Trips sah ich mich als 11-jährigen Jungen während eines Vorfalls, der mich damals traumatisiert hat und der sich offensichtlich tief in meinem Unterbewusstsein verankert hatte. Ich sah die Szene von oben und stellte fest, dass ich damals als Kind eigentlich alles richtig gemacht hatte. Ich begegnete meiner Angst und konnte durch sie hindurch gehen. Dank dieser Einsicht konnte ich das Erlebnis endlich loslassen. In den Tagen nach dem Trip fühlte ich mich gut und vital.
Zu meiner Psychologin ging ich danach nicht mehr. Dafür startete ich eine Somatic Experiencing Therapy, das ist ein körperorientierter Ansatz zur Lösung von traumatischem Stress. In dieser Therapie wurde ich dabei begleitet, meine Psychopharmaka abzusetzen. Ich spürte, wie nach sechs Jahren Emotionslosigkeit endlich meine Gefühle zurückkamen. Da die Behandlung nicht von der Krankenkasse gedeckt war, wechselte ich zu einem Psychiater, der eine Somatic Experience Ausbildung hatte und der mich homöopathisch behandeln konnte. Mit ihm konnte ich auch offen über Psychedelika sprechen.
Parallel dazu führte ich die hochdosierte Psilocybin-Behandlung einmal pro Monat selbständig zu Hause fort. Es ging mir nun zwar besser, aber die Trips waren jedes Mal intensive und emotionale Reisen. Es war anstrengend. Nach vier Monaten hörte ich auf.
Nach Absprache mit meinem Therapeuten begann ich dann mit LSD micro dosing. Das war für mich der Sechser im Lotto! Seither bin ich stabil. Ich habe meinen Traumjob gefunden, konnte meine persönlichen Baustellen beheben und mein Arbeitspensum wieder Schritt für Schritt erhöhen. Wenn man auf gutem Weg ist, laufen die Dinge oft wie von selbst. Vor der Studie war meine Medikation ein komplizierter Mix aus Antidepressiva, Stimmungsstabilisatoren und Ritalin. Heute bin ich froh, dass LSD mein einziges Medikament ist.
Mein Leben hat sich stark verändert. Meine Frau und ich haben uns inzwischen getrennt und ich habe einen neuen Freundeskreis. Ich habe die Technoszene entdeckt und lege wieder als DJ auf. Die Energie an diesen Partys ist einfach toll! Die Leute sind herzlich und alle kommunizieren miteinander. Etwas ganz Wichtiges in meinem Leben wurde das Tanzen. Ich bin dann einfach im Hier und Jetzt. Das Tanzen tut mir sehr gut. Es ist ein toller Zustand und ich kann den Alltag gut ausblenden.
Dass micro dosing illegal ist, spielt in meinem Alltag eigentlich keine Rolle. Ich wünsche mir aber, dass es für die Behandlung gewisser Krankheiten legal wäre. Ich bin froh, dass es im medizinischen Bereich inzwischen viel Forschung dazu gibt und Psychedelika auch als Behandlung zugelassen werden. Es ist doch einfach schön, wenn man damit einem todkranken Krebspatienten die Angst vor dem Sterben nehmen kann oder wenn man eine psychische Krankheit soweit behandeln kann, dass man keine Psychopharmaka mit vielen Nebenwirkungen mehr nehmen muss.
Meine Kinder sind jetzt 13 und 15 Jahre alt. Mein Sohn ist in einem Alter, in dem er mit Rauschmitteln in Kontakt kommt. Deshalb spreche ich immer wieder über Substanzen mit ihm. Er erzählt von den Fussballmatches und der aufgedrehten Energie in der Südkurve. Dort wird offenbar viel getrunken und gekokst. Ich bin froh, dass er mir gegenüber so offen ist. Als ich jung war, hätte ich meinen Eltern so etwas niemals erzählt.
Meine Kinder sollen es easy nehmen. So lange sie noch am Wachsen sind, ist es besser, nicht zu viel Alkohol zu trinken oder andere Substanzen zu konsumieren. Sie sollen neugierig sein, sich mit gewissen Substanzen aber besser noch gedulden – das ist meine Hauptbotschaft an sie.
Heute bin ich froh, dass ich nach mehreren Jahren Abstinenz keinen Alkohol mehr trinke. Zur Entspannung rauche ich manchmal einen Joint. LSD ist kein Wundermittel, man muss an sich arbeiten und achtsam bleiben. Es ist mir sehr wichtig, dass ich mein Leben in einer guten Balance halte. Das micro dosing unterstützt mich dabei.
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